Aubrey De Grey

Who Wants to Live Forever?

01.03.2018


Das Leben, wie wir es kennen, hat einen Anfang und ein Ende. Doch der Altersforscher Aubrey de Grey arbeitet an einem Weg, ewig zu leben. Mal ganz abgesehen von einer moralischen Zwickmühle, kommen damit Herausforderungen auf uns zu, welche sich bis dato kaum erahnen lassen.


Können Sie sich vorstellen unsterblich zu sein? 100, 200, 500 oder vielleicht sogar 1.000 Jahre alt zu werden? Das Leben Ihrer Kinder, Enkelkinder, Urenkel selbst mitzuerleben? Was wird dann eigentlich aus Ihrer Altersvorsorge? Spätestens mit der Unsterblichkeit hat sich unser Rentensystem endgültig erledigt. Und wie sieht es mit der Fortpflanzung aus? Der Wunsch, nach dem Tod etwas auf der Erde zu hinterlassen, wäre mit der Unsterblichkeit womöglich nicht mehr so stark ausgeprägt wie heutzutage. Andererseits könnte es auch zu einem Fortpflanzungsverbot kommen, um eine Überbevölkerung der Erde zu verhindern. Denn wenn keiner mehr stirbt – wo sollen denn all die Menschen leben? Im Weltall vielleicht?


An Gedanken wie diesen merkt man, dass Unsterblichkeit für uns Menschen schwer greifbar, ja noch immer unvorstellbar ist. Gleichzeitig wird das Thema Unsterblichkeit als größte Gefahr für die Menschheit diskutiert. Wie auch immer man persönlich dazu steht: Ein Forscher aus London hat seine eigene Vision zur Realisierung der Unsterblichkeit – und arbeitet mit Hochdruck daran.


Der 54 Jahre alte Aubrey De Grey gilt heute als einer der bedeutendsten Altersforscher. Sein Wissen rund um die Gerontologie hat sich der am Institut für Genetik der Universität Cambridge tätige Informatiker dabei selbst angeeignet. De Grey möchte allerdings nicht den Tod abschaffen, sondern das Altern. Altern ist seiner Meinung nach „lediglich eine von vielen möglichen Todesursachen.“ Seine Arbeiten gelten jedoch als umstritten. So erregte er vor einigen Jahren weltweite Aufmerksamkeit, als er neue wissenschaftliche Ansätze vorstellte, mit denen das Altern des Menschen gestoppt werden könne. Aubrey De Grey hält den Traum, für immer jung und gesund zu sein, für realisierbar. Das eigentliche Problem sieht er in den Folgen, mit denen die Gesellschaft dann fertig werden müsste.

 
7 Todsünden des Alterns


Für das Altern gibt es nach Meinung von Aubrey De Grey “sieben Todsünden“, die letztendlich zum Tod führen. Er bezeichnet diese Todsünden als Schadenklassen. Für jede Schadenklasse schlägt er gezielte Strategien zur Bekämpfung vor. In einem alternden Körper sammeln sich vermehrt unerwünschte Zellen an. Diese Ablagerungen können Probleme hervorrufen, beispielsweise in den Gelenken. Mittels körpereigener Killerzellen, die aktiviert werden, könnte es jedoch gelingen, gegen solche Ablagerungen vorzugehen. Da sich diese nämlich erst nach und nach im Körper ansammeln, richten sie zunächst kaum Schäden an. Schlimmer wird es erst dann, wenn eine bestimmte Schwelle überschritten ist. Für Aubrey De Grey führt das zu der Erkenntnis, dass diese Ablagerungen auch nur bis zu dieser Schwelle beseitigt werden müssen. Wenn das gelingt, wäre das so, als würden Alterserscheinungen einfach ausgelöscht werden. Die Schäden blieben dann auf einem überschaubaren Niveau. Bei der Frage nach der Häufigkeit solcher “Verjüngungskuren“ zieht Aubrey De Grey einen Vergleich aus dem Automobilbereich heran: Soll der Körper stets in ausgezeichneter Verfassung sein, kommt man eben häufiger in die “Zellen-Werkstatt“. Wem es ausreicht, dass alles zuverlässig funktioniert, der geht lediglich alle paar Jahre zum Service, um die Alterungsprozesse aufzuhalten.


Wer wird das Ende des Alterns noch erleben?


De Grey ist der Meinung, dass die Aussicht, das Altern zu unterdrücken, nur noch 30 Jahre entfernt ist. Von den sieben zu lösenden Problemen werden derzeit drei im Tierversuch angepackt (Krebs, Zellverlust und gealterte Zellen). Die restlichen vier Problemlösungen lassen schätzungsweise noch einmal 15 Jahre auf sich warten. Vielleicht sogar deutlich länger. Das größte Problem von Aubrey De Grey scheint aktuell die Finanzierung seiner Projekte zu sein. Doch der britische Wissenschaftler ist kein Typ, der sich von so etwas Weltlichem wie Geld aufhalten lässt. Er wird einen Weg finden. Und man darf gespannt sein, wohin dieser führt.


Die 7 Todsünden des Alterns


Zellverlust
Tritt beispielsweise beim Absterben von Nervenzellen im Gehirn auf und führt zu Schizophrenie und Alzheimer.


Mitochondrienmutation
Begünstigen die Entstehung von Diabetes, Bluthochdruck und erhöhter Blutfettwerte.


Intrazellulare Abfallstoffe
Entstehen bei einer wichtigen Entsäuerung von Zellen und können zu Alzheimer, Parkinson oder Huntington führen.


Krebs
Bezeichnet die Bildung von bösartigen Gewebeänderungen und -neubildungen.


Extrazellulare Abfallstoffe
Sind durch die Zellwand in den extrazellulären Bereich transportierte intrazellulare Abfallstoffe. Rufen Kopfschmerzen, Übelkeit, Unwohlsein, Durchfall und andere Symptome hervor.


Gealterte Zellen
Entstehen durch den natürlichen Prozess des Alterns und können unter anderem Diabetes, kardiovaskuläre Erkrankungen, Krebs, Demenz, Arthritis und Osteoporose auslösen.


Proteinvernetzung
In der Lebensmittelindustrie als günstiger Emulgator/Stabilisator eingesetzte Proteine stehen im Verdacht, unter anderem Autoimmunerkrankungen auszulösen.