Hyperloop
Mit 1.200 Km/h in die Zukunft
21.08.2017
Als 2011 Elon Musk erfuhr, dass der geplante Bau des kalifornischen Hochgeschwindigkeitszuges 68 Milliarden US-Dollar kosten soll, hatte er eine Mordswut im Bauch. Das muss doch günstiger, schneller und sicherer gehen! Also dachte er über eine Alternative nach und konzipierte 2013 mit seinen Ingenieuren von SpaceX den Hyperloop. Ein Zugsystem, bei dem Passagierkapseln mit rund 1.200 km/h durch eine nahezu luftleere Röhre rasen – und dabei nicht nur mehr als dreimal so schnell ist wie das California High-Speed Rail (CAHSR), sondern auch nur ein Zehntel dessen kostet.
Der Antrieb des Hyperloops besteht aus Linearelektromotoren, die bereits im Transrapid zum Einsatz kommen. Die Stromversorgung erfolgt über bewährte Solarzellentechnologie, auch die Vakuumtechnik gibt es bereits. Zudem sollen die Trassen für die Röhre die Infrastruktur bestehender Highways nutzen, was die Landkosten verringert. Nur selber bauen will Musk seinen Schallgeschwindigkeitszug nicht. Stattdessen lud er jeden, der ambitioniert genug ist, ein, es zu versuchen. Er konzentriert sich lieber auf seine Pläne, mit SpaceX zum Mars zu fliegen und mit Tesla die Elektromobilität weiter voranzutreiben.
Zwei Start-ups haben diese Herausforderung angenommen: Hyperloop One, gegründet vom Investor Shervin Pishevar, und Hyperloop Transport Technologies (HTT), das von einem Deutschen, Dirk Ahlborn, geleitet wird. Seitdem stehen die beiden Unternehmen in einem harten Konkurrenzkampf. Hyperloop One hat 2016 auf einer Teststrecke in der Wüste Nevadas bereits sein Antriebssystem erfolgreich getestet und will im Jahr 2020 zuerst Fracht, ein Jahr später dann auch Menschen transportieren. Für die ersten Strecken wird aktuell in Skandinavien und in Dubai verhandelt. HTT will 2018 den ersten voll funktionstüchtigen Hyperloop starten, der Bau der Teststrecke im kalifornischen Quay Valley hat bereits begonnen.
Diese Konkurrenz belebt nicht nur das Geschäft, sondern auch die Entstehung neuer Technologien. So setzen beide Start-ups auf die Entwicklung von passiver Magnetschwebetechnik, die auch bei Stromausfall noch funktioniert. Es wird nach Lösungen zur Gewinnung von kinetischer Energie geforscht, mit der durch die Bewegungen der Passagiere Strom erzeugt werden kann. Die Suche nach widerstandsfähigeren Werkstoffen und verbesserten Solarzellen läuft auf Hochtouren. Neue Schweißtechniken werden entwickelt und auch die Sensortechnik wird immer weiter verbessert.
HTT kooperiert derzeit auch mit der Deutschen Bahn – beide bauen gerade gemeinsam den „Innovation Train“, bei dem die auch für den HTT-Hyperloop geplanten Augmented Windows eingesetzt werden. In den Fenstern mit Touchscreen-Funktionalität können Daten eingeblendet werden, beispielsweise Informationen über den Zielort. In den geschlossenen Hyperloop-Kabinen sollen Bildschirme die Fenster ersetzen und den Blick nach draußen simulieren. Bei so viel Innovation ist eines klar: Selbst, wenn sich Elon Musks Vision nicht wie erwartet umsetzen ließe – die Menschheit wird bereits vom Versuch profitieren.
Wird der Hyperloop hingegen Realität, wird ein neues Zeitalter der Mobilität anbrechen. Flughäfen könnten besser an die Städte angebunden und in wenigen Minuten erreicht werden. Ballungsräume, die hunderte Kilometer auseinanderliegen, wüchsen quasi zusammen, eine Fahrt von Hamburg nach München würde beispielsweise nur 45 Minuten dauern. Der Warenumschlag an großen Häfen würde sich beschleunigen, es könnten mehr Güter in kürzerer Zeit an- und abtransportiert werden. Auch der Lastverkehr auf den Straßen würde abnehmen. Und alles durch eine umweltfreundliche und verhältnismäßig günstige Technologie. Man darf also gespannt sein, wer das Rennen um den Hyperzug gewinnt. Zu wünschen ist es sowohl Hyperloop One als auch HTT – im Interesse von uns allen.